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Abschied nehmen

Im folgenden Text möchten wir die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wir stationär im Kinderhospiz bei Ihrem Abschied nehmen begleiten dürfen, gemeinsam als „junge Menschen“ ansprechen.

In der sehr sensiblen Zeit des Abschiedsnehmens vom eigenen Kind, vom eigenen Bruder oder der eigenen Schwester, stehen wir Familien zur Seite. Jedes Kind, jede/r Jugendliche und junge Erwachsene sowie dessen Familie beschreitet dabei einen ganz eigenen Weg des Abschiedes, mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen.
Wir als multiprofessionelles und palliativ geschultes Team bieten Raum, Zeit und Orientierung für Trauer und Abschied und sehen die Bedürfnisse der jungen Menschen, deren Geschwister und Zugehörigen als Wegweiser unserer Begleitung.
In der letzten Lebensphase begleiten wir den jungen Menschen liebe- und würdevoll und stellen unsere langjährige Erfahrung und unser Fachwissen für eine ganzheitliche medizinisch-pflegerische palliative Versorgung zur Verfügung. Unsere psychosoziale Unterstützung der gesamten Familie sowie der Zugehörigen versteht sich als Hilfestellung in emotionalen und auch organisatorischen Belangen. Wir begleiten individuell und situationsbezogen im letzten Lebensabschnitt und darüber hinaus.
Wir kümmern uns liebevoll um die Verstorbenen und unterstützen die An- und Zugehörigen einfühlsam und wertschätzend dabei, ihren individuellen Weg des Abschieds zu finden.
Die Wichtigkeit und Bedeutung von Ritualen des Abschiedes sowie das Schaffen und Bewahren von Erinnerungen ist uns zutiefst bewusst. Verabschiedungs- und Trauerrituale sind daher im Bärenherz ein Herzstück unserer Begleitung.
Nach dem Versterben des jungen Menschen löschen wir das Licht der Gedenk-Stehle in unserem Haus. Gleichzeitig entzünden wir eine Kerze auf unserem Erinnerungsregal – daneben ein Foto des jungen Menschen. Das Licht der Kerze brennt, solange der/die Verstorbene und dessen Familie in unserem Haus sind. Das Kerzenlicht und die erloschene Stehle, beides sind stille Zeichen dafür, dass die Zeit in unseren Räumen nun eine andere ist, seit der junge Mensch fehlt.
Das Zimmer des verstorbenen Kindes, des Jugendlichen oder jungen Erwachsenen wird liebevoll geschmückt mit Kerzen, mit Erinnerungsstücken und persönlichen Gegenständen, die für dessen Leben von Bedeutung waren. Eine friedvolle und respektvolle Atmosphäre entsteht, in welcher noch einmal die Möglichkeit besteht, den jungen Menschen zu waschen und in dessen Lieblingskleidern zu kleiden.
Wenn es dem Wunsch der An- und Zugehörigen entspricht, gestalten wir ein persönliches Abschiedsritual für den/die Verstorbene/n. Dies kann sowohl eine Abschiedszeremonie im kleinen Kreis der engsten Vertrauten sein oder auch ein größeres Ritual, gemeinsam mit allen Zugehörigen und Mitarbeitenden. Hierbei richten wir uns nach den Bedürfnissen und Wünschen der Familien. Mit Sorgfalt und Liebe zum Detail gestalten wir Rituale, die so einzigartig sind wie die jungen Menschen und deren Familien, denen sie gewidmet sind. Gemeinsam, um das Kind, den Jugendlichen oder jungen Erwachsenen versammelt, gedenken wir ihm mit liebevollen Worten, mit Lieblings-Liedern oder auch mit kleinen Gesten und Handlungen, die für ihn und dessen Leben wichtig waren. Jede Zeremonie wird von einem kleinen Symbol begleitet. Gefühle, Gedanken und Wünsche können in dieses Symbol hineinfließen. Im Anschluss wird der junge Mensch mit diesen Symbolen geschmückt, sodass die Wünsche und Grüße zu dessen Weggefährten werden.
Familien und Zugehörige haben zudem die Möglichkeit, den Sarg oder die Urne zu bemalen und auf diesem Wege einen weiteren persönlichen Gruß mit auf den Weg zu geben. Auch das Gestalten von einzigartigen Erinnerungsstücken, wie beispielsweise Hand- und Fußabdrücke, ist vor und nach dem Versterben individuell möglich.
Wir begleiten auf Wunsch der An- und Zugehörigen auch das liebevolle Einbetten in den Sarg und stehen bei der Übergabe an die Bestattenden zur Seite.
In all dieser Zeit des Abschiedes steht den Familienmitgliedern und Zugehörigen jederzeit unser „Raum der Begegnung“ offen. Dieser besonders gestaltete Ort im Herzen des Kinderhospizes ist ein Ort der Ruhe, des Innehaltens und Erinnerns. Hier befinden sich drei goldene Podeste, die als Erinnerungstische mit persönlichen Gegenständen des Kindes, des Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, mit Lieblingsspielzeugen, Kuscheltieren oder Familienfotos zum Gedenken an den jungen Menschen geschmückt werden können – ein bleibendes Andenken, auch wenn die Familie und der junge Mensch das Haus bereits verlassen haben.
Unsere Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter im Haus stehen den An- und Zugehörigen auch nach dieser Zeit unterstützend zur Seite. Mit unseren vielfältigen Trauerangeboten laden wir Eltern, Geschwister, Großeltern und Zugehörige zudem ein, sich mit anderen Trauernden auszutauschen und Verbindungen zu knüpfen. In dieser von Mitgefühl und Anteilnahme geprägten Gemeinschaft, ist Raum und Zeit, sich an das verstorbene Kind, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erinnern und die Verbundenheit zu diesem, auch über den Tod hinaus, zu erleben und zu würdigen.

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